Neues interdisziplinäres Zentrum an der Universität Luxemburg: Max-Planck-Institut für Internationales, Europäisches und Regulatorisches Verfahrensrecht wird zum 1. Januar 2024 in die Universität Luxemburg überführt

Das in Luxemburg-Kirchberg ansässige Max-Planck-Institut für Internationales, Europäisches und Regulatorisches Verfahrensrecht wird zum 1. Januar 2024 in die Universität Luxemburg überführt. Das kündigten der Minister für Hochschulwesen und Forschung, Claude Meisch, und der Rektor der Universität Luxemburg, Jens Kreisel, am 21. September 2023 anlässlich einer gemeinsamen Pressekonferenz an. Ziel dieser Integration, die auf einer Einigung zwischen der Luxemburger Regierung und der Max-Planck-Gesellschaft beruht, ist ein weiterer Baustein der Exzellenzförderung innerhalb der nationalen Governance-Strukturen.

©MESR (de g. à dr.) Léon Diederich, Ministerium für Hochschulwesen und Forschung ; Jens Kreisel, Rektor der Universität Luxemburg ; Claude Meisch, Minister für Hoschschulwesen und Forschung ; Romain Martin, Ministerium für Hochschulwesen und Forschung
(de g. à dr.) Léon Diederich, Ministerium für Hochschulwesen und Forschung ; Jens Kreisel, Rektor der Universität Luxemburg ; Claude Meisch, Minister für Hoschschulwesen und Forschung ; Romain Martin, Ministerium für Hochschulwesen und Forschung

Das Max-Planck-Institut Luxemburg für Internationales, Europäisches und Regulatorisches Verfahrensrecht (MPI) besteht seit 2012 auf der Grundlage einer Vereinbarung zwischen der Luxemburger Regierung und der Max-Planck-Gesellschaft und hat sich in dieser Zeit erfolgreich zu einem weiteren Standbein der Forschungslandschaft in Luxemburg entwickelt und einen wesentlichen Beitrag zur hiesigen Exzellenzförderung geleistet.

Im Einklang mit den Prinzipien der Max-Planck-Institute und mit Blick auf die zeitnahe Emeritierung der beiden Max-Planck-Direktoren haben im August vergangenen Jahres erste Gespräche zwischen der Luxemburger Regierung und der Max-Planck-Gesellschaft über die Zukunft des MPI stattgefunden. Die erwähnten Prinzipien sehen nämlich vor, dass nach der Emeritierung der Direktoren entschieden wird, ob besagtes Institut geschlossen wird oder aber dieses weiter funktionieren kann. Die Luxemburger Regierung hat derweil eine dritte Option vorgeschlagen: eine Weiterführung der Forschungstätigkeiten, allerdings mit einem neuen Governance-Modell.

"Luxemburg hat sich im Laufe der letzten Jahre eine Reihe von spezifisch auf die hiesigen wissenschaftlichen und sozioökonomischen Rahmenbedingungen und Herausforderungen angepasste Instrumente zur Exzellenzförderung gegeben", erklärte der Minister für Hochschulwesen und Forschung, Claude Meisch. Zu diesen zählen die erfolgreichen Talent Attraction-Programme des nationalen Forschungsfonds FNR, die innovativen Strukturen der interdisziplinären Zentren an der Universität Luxemburg (deren mögliche Anzahl im Rahmen der Gesetzesnovelle von 2018 auf sechs erhöht wurde) oder das rezente Institute for Advanced Studies, ebenfalls an der Universität Luxemburg.

Ein weiterer, fester Bestandteil der Luxemburger Forschungs- und Innovationsstrategie ist, dass diese Exzellenzförderung im Rahmen einer Forschungslandschaft stattfinden soll, die eine bestmögliche Koordination zwischen allen Akteuren erlaubt. Hier wird mit entsprechenden Governance-Strukturen eine enge Zusammenarbeit zwischen akademischer Welt, Industrie und Zivilgesellschaft, sowie der Regierung angestrebt. Dies geschehe, so Claude Meisch, wie in der nationalen Strategie für Innovation und Forschung festgehalten, im Hinblick auf das gemeinsame Erreichen großer gesellschaftlicher Zielsetzungen, respektive auf die gemeinsame Bewältigung großer gesellschaftlicher Herausforderungen.

Ein wesentlicher Bestandteil dieser Kooperation geschieht im Rahmen der Vier-Jahresverträge, welche zwischen der Regierung und den Forschungseinrichtungen geschlossen werden. Diese Verträge werden seit 2019 durch einen kontinuierlichen Prozess der Strategieentwicklung flankiert, der über eine regelmäßig tagende Koordinierungsgruppe zwischen Forschungsministerium, Forschungsfonds, Universität und Forschungsinstituten läuft.

"Im Hinblick auf die Stärkung einer kohärenten Governance der gesamten luxemburgischen Forschungslandschaft ist es daher sinnvoll, das MPI im Kontext der luxemburgischen Governance-Grundsätze und der luxemburgischen Exzellenzinitiativen weiterzuführen. Auch aus der Überlegung heraus, dass wir heute ein viel ausgereifterer Forschungsstandort sind als 2009 und dass wir mittlerweile sagen können, dass es ein luxemburgisches Governance-Modell in der Forschung gibt", so noch Claude Meisch.

Im Sinne eines fließenden Übergangs und einer erfolgreichen Fortführung der Aktivitäten des aktuell 61 Mitarbeiter zählenden Instituts im Rahmen der Universität Luxemburg haben die Max-Planck-Gesellschaft und die Luxemburger Regierung sich darauf geeinigt, die Stiftungssatzung des Max-Planck-Instituts kurzfristig anzupassen. Dementsprechend sind seit dem 23. Juni 2023 Romain Martin, Erster Regierungsrat im Ministerium für Hochschulwesen und Forschung, und Jens Kreisel, Rektor der Universität Luxemburg, im Verwaltungsrat des MPI vertreten und seit dem 26. Juli 2023 steht Paul Heuschling von der Universität Luxemburg dem Institutsvorstand vor.

In Bezug auf die formale und thematische Integration des MPI in die Uni Luxemburg, unterstrich Claude Meisch: "Die Regierung hat der Universität − Stichwort Autonomie − selbstverständlich komplett freie Hand gelassen. Unsere einzige Vorgabe war, dass es nicht zu einem 'Down-Grading' der Forschungsaktivitäten kommen dürfe. Insbesondere die Zusammenarbeit mit dem Europäischen Gerichtshof soll beibehalten, um nicht zu sagen ausgebaut werden."

Wie Prof. Jens Kreisel erklärte, werden die akademischen Aktivitäten des Max-Planck-Instituts Luxemburg am 1. Januar 2024 in ein neues Forschungszentrum integriert sein, und die derzeitigen MPI-Mitarbeiter werden ihre Arbeit an der Universität aufnehmen. Diese Integration stelle eine außergewöhnliche Gelegenheit dar, die Universität Luxemburg in der internationalen Forschungslandschaft strategisch weiter zu positionieren.

Aufbauend auf der bestehenden akademischen Stärke und unter Ausnutzung der Nähe und Zusammenarbeit mit den wichtigsten Rechts-, Finanz- und Währungsinstitutionen der EU könne sich das neue Forschungszentrum als zentrale Drehscheibe für europäisches Recht etablieren. "Kooperationen dieser Art, die sich an langfristigen politischen Zielen der EU wie dem doppelten Übergang zur Digitalisierung und dem nachhaltigen Wandel orientieren, haben das Potenzial, sowohl die Universität als auch das Land an die Spitze der europäischen Rechtsexpertise zu bringen", so Prof. Kreisel. "Das neue Zentrum soll akademische Exzellenz mit wirkungsvoller Forschung verbinden und fügt sich damit nahtlos in den strategischen Rahmen der Universität für das Jahr 2039 ein."

Am 20. Oktober wird der Conseil de Gouvernance der Universität über die genaue thematische Ausrichtung des neuen Zentrums entscheiden.

Die Universität Luxemburg führt derzeit ein umfassendes Integrations- und Migrationsverfahren durch. Ziel ist es, dass das akademische Personal zum genannten Datum seine Projekte und Arbeiten im neuen Zentrum ohne Unterbrechung fortsetzen kann.

Vor diesem Hintergrund informiert die Universität Luxemburg auch das MPI und die Mitarbeiter der Universität regelmäßig über die laufenden Schritte, und es werden spezielle Onboarding-Sitzungen organisiert. "Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit mit unseren neuen Kollegen, um uns gemeinsam auf den Aufbau dieser neuen Einheit zu konzentrieren und ihr Potenzial auszuschöpfen", so Jens Kreisel weiter. "Wie die bestehenden Forschungszentren der Universität wird auch das neue Zentrum die nationale Expertise und das Wissen in seinem Bereich stärken und das Profil Luxemburgs auf der internationalen Forschungslandkarte festigen. Als solches wirkt es als Katalysator für Innovation und Zusammenarbeit, aber auch um Talente nach Luxemburg zu holen."

Mit der Überführung MPI wird die staatliche Dotation in Höhe von 9,4 Millionen Euro in den Haushalt der Universität Luxemburg einfließen.

Pressemitteilung des Ministeriums für Hochschulwesen und Forschung und der Universität Luxemburg

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